Praxis für Ergotherapie

Beate Homawoo - Staatl. Geprüfte Ergotherapeutin

Der Reitplatz

Unser Reitplatz in Weilburg

 

Sensorische Integrationstherapie mit Medium Pferd

 

Diese Therapieform ist eine Privatleistung; sie darf nicht auf Kosten von RVO- und VDEK-Kassen stattfinden.

Die Sensorische Integrationstherapie mit Pferd als Therapiemedium ist eine Behandlungsmethode der Ergotherapie. Der Ergotherapeut braucht hierfür die Zusatzqualifikation der Sensorischen Integrationstherapie.
Hat der Arzt Ergotherapie verordnet, wählt der Ergotherapeut Therapiemedien aus; hier ist das Therapiemedium also das Pferd. Der Arzt muss kein spezielles Rezept ausstellen. Die Eltern leisten keine Zuzahlung. Die Krankenkassen zahlen den kassenüblichen Satz für Ergotherapie.

Mit dem Pferd als Therapiemedium werden die verschiedenen Ziele der Sensorischen Integrationstherapie verfolgt und individuell auf das Kind abgestimmt. Im Vordergrund steht also nicht das „Reiten lernen“.

Die Kinder beginnen immer mit der Pflege und Vorbereitung (auflegen und befestigen des Voltigiergurtes) des Pferdes. Danach darf ein Kind das Pferd auf den Reitplatz führen. Nun finden Aktivitäten, oft eingebettet in Spielen, unmittelbar am und auf dem Pferd und im unmittelbaren Umfeld (Reitplatz) statt. Selbstverständlich müssen die Kinder das Pferd danach wieder absatteln und versorgen.

Seit 2013 führen wir auch in der barriefreien Reitanlage Sonnenland im Gewerbegebiet Diez die "Sensorische Integrationstherapie mit Medium Pferd" durch. Siehe unter www.sonnenland-homawoo.de

Es seien hier nur einige wichtige Ziele genannt, die durch dieses spezielle Therapiemedium mit seinem hohen Aufforderungscharakter erreicht werden sollen:

 

1. Körperwahrnehmung

  • Körperschema: das Kind macht intensive Körpererfahrungen und lernt seinen Körper in Bezug zur Umwelt zu setzen, z.B. erfährt das Kind, wie lang sein Arm ist, wenn es an die Mähne des Pferdes fassen will
  • Propriozeption: (Stellung der Gelenke im Raum), z.B. kann das Kind beim Duoreiten noch ein anderes Kind zu sich hoch aufs Pferd ziehen
  • Tiefensensibilität/Kraftdosierung: das Kind erfährt z.B. ob es den Huf allein hochhalten kann, um ihn auszukratzen
  • Tastempfinden: das Kind muss sich mit vielen Oberflächenqualitäten auseinandersetzen (raues, glattes, stumpfes, weiches, kaltes, warmes Material)
  • Gleichgewicht: das Kind muss sich an den Rhythmus des Pferdes anpassen; beim Gehen durch den Sand werden ihm ständig Gleichgewichtsreaktionen abverlangt

2. Selbstvertrauen

  • Selbsteinschätzung auf natürliche Weise, z.B. erfährt das Kind, ob es genügend Kraft hat, den Voltigiergurt zu tragen. Es erfährt, ob es Höhen überwinden kann beim Aufsteigen auf das Pferd. Auch erfährt es etwas über seine Geschicklichkeit (Feinmotorik) z.B. beim Öffnen und Schließen der Schnallen
  • Entschlussfähigkeit: das Kind lernt, selbst zu beginnen, z.B. die Zügel aufzunehmen
  • Selbstüberwindung: das Kind überwindet sich z.B. das Pferd zum Platz zu führen

3. Aufmerksamkeit

  • das Kind muss z.B. aufmerksam verfolgen, wie viele Runden jeder reiten darf und darauf achten, dass es seinen Einsatz nicht versäumt

4. Konzentration

  • das Kind will z.B. eine Runde im Grundsitz korrekt durchhalten, lässt sich durch nichts ablenken. Es will seine Sache gut machen

5. Selbstwertgefühl

  • Sicherheit: das Kind erfährt, dass es vom Pferd getragen wird und das es vom Pferd so akzeptiert wird, wie es ist. Das Pferd lässt Ängste zu, es bewertet nicht
  • Selbstkontrolle: durch wiederkehrende Aufgaben (Grundsitz, Mühle, Fahne, Doppelsitzer) kann sich das Kind selbst kontrollieren; es erfährt, dass es die Aufgabe bei jedem Mal etwas besser bewältigt
  • Unmittelbarer Erfolg durch realistische, situative Aufgaben, z.B. vom Pferd herunterspringen und richtig aufkommen

6. Hand-Hand- und Hand-Augen-Koordination

  • Das Kind erfährt, dass es mit beiden Händen unterschiedliches tun kann (bimanuelles Arbeiten), z.B. eine Schleife in die Longe binden. Es erfährt, welche Hand automatisch die schwierigen Aufgaben erfüllt. Um für das Kind neue, ihm fremde feinmotorische Aufgaben zu bewältigen, muss das Kind hinschauen, z.B. beim Schließen einer Schnalle

7. Soziale Fähigkeiten

  • Einhalten von Regeln/feste Rahmenbedingungen: z.B. sieht das Kind, das alle die Platzregeln einhalten wie z.B. „nicht auf dem Platz rennen“. Das Kind nimmt Konsequenzen für sich hin, akzeptiert, dass es einen bestimmten Abstand zum Pferd halten muss
  • Rücksichtnahme: z.B. ein unterlegenes Kind nicht zu drängen oder auszulachen
  • Kontakte: z.B. entscheidet das Kind, wen es beim Duoreiten zu sich aufs Pferd hochziehen möchte
  • Eigenverantwortung: das Kind weiß z.B., dass der erste das Pferd zum Platz führen darf. Wenn es regnet, wird es nass, wenn es nicht an seine Regenjacke gedacht hat

 

8. Kognitive Fähigkeiten

  • Raum-Lage-Empfinden: das Kind lernt verbale Anweisungen umzusetzen, es muss gezielt seinen Körper in Bezug zur Umwelt setzen, z.B. muss das Kind beim Aufsteigen aufs Pferd das rechte Bein hinten über den Pferderücken heben, beim Absteigen muss es das linke Bein nach vorn über den Pferdehals führen
  • Lateralität (Seitigkeit): das Kind muss z.B. immer an der linken Seite des Pferdes auf- und an der rechten Seite absteigen, beim Putzen wird immer links vorne begonnen
  • Zahlenbezug: durch Einhalten von Reihenfolgen, Zahlen raten, Zahlen in den Sand schreiben, Runden zählen wird das Kind immer wieder mit Zahlenbegriff und Zahlenwert konfrontiert
  • Zeitgefühl: Zeit bekommt Sinn, z.B. ist der Montag für das Kind nicht der Montag, sondern der Reittag. Durch die Einteilung der Therapiestunde in Vorbereitung, Begrüßungs-, Wunschrunde usw. erfährt das Kind zeitliche Begrenzung

Ziele:

  • Verbesserung des Körperschemas und der Eigenwahrnehmung
  • Integration in den Alltag
  • Entwicklung von Handlungskompetenzen und Handlungsstrategien